Universität KonstanzExzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“

Roboter schafft Kunst – kann ein Roboter Kunst schaffen?

13. Mai 2019

"Gemälde" von Roboter e-David

Liat Grayver, Artist in Residence des Kulturwissenschaftlichen Kollegs Konstanz, zeigt ihre Ausstellung „(Learning) The Grammar of the Act“ bis Freitag, 24. Mai 2019, in der Bibliothek der Universität Konstanz. Der Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ lädt zur Midissage am Donnerstag, 16. Mai 2019, um 17 Uhr ins Foyer des Cafés in der Bibliothek der Universität ein.

Das künstlerische Projekt von Liat Grayver bringt Malerei und digitale Technologie zusammen: Inwieweit lässt sich der Malroboter e-David so programmieren, dass daraus eine Art Kunst entsteht? Zu diesem Zwecke wurde e-David, konzipiert von Prof. Dr. Oliver Deussen, Professor für Visual Computing an der Universität Konstanz, von seinem Doktoranden Marvin Gülzow weiterentwickelt. Der Roboter zeichnet nun die Bewegungen der Menschen, die die Bibliothek der Universität Konstanz im Seitentrakt betreten, nach, sodass expressionistisch anmutende Gemälde entstehen: e-David taucht den kalligraphischen Pinsel, der an seinem Arm befestigt ist, in die schwarze Farbe ein, zieht den Arm nach oben, um ihn dann auf die weiße Papierrolle zu bringen und eine zunächst dünne, bewegte Linie zu ziehen. Der Arm schwenkt nach oben, malt eine zweite, nun dickere Linie. Nach insgesamt fünf Linien taucht e-David den Pinsel erst einmal ins Wasserglas, um den Vorgang mit wasserdurchsetztem Schwarz fortzusetzen. „Betrachter würden nicht denken, dass die Bilder, die so entstehen, von einer Maschine geschaffen wurden“, sagt Malerin und Medienkünstlerin Grayver.

Zwar seien dem Computer gewisse Regeln einprogrammiert worden: die „Grammar of the Act“, wie der Titel der Ausstellung sie bezeichnet. Aber gleichzeitig haben Gülzow und Grayver Momente des Kontrollverlusts vorgesehen: Beispielsweise, dass der Roboter nach dem Prinzip von Machine Learning gewisse Regelmäßigkeiten lernt und darauf reagiert. Aber auch die Materialwahl trägt laut Grayver dazu bei.

Für die Aufzeichnung habe ich Reispapier gewählt, ein sehr dünnes Papier, das die Farbe aufsaugt. Auf diese Weise arbeitet die Materie unkontrollierbar weiter, es entstehen Überlagerungen von Farbe und Wasserverläufe.

Liat Grayver wuchs als Mitglied einer jüdisch-irakischen Familie auf, die in die israelische Grenzregion ausgewandert war. Sie studierte klassische Malerei an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und machte erfolgreich den Abschluss als Meisterschülerin. Als Artist in Residence am Kulturwissenschaftlichen Kolleg Konstanz beschäftigt sich Grayver seit Oktober 2018 mit dem Projekt „Human-Machine Interaction as a Neutral Base for a New Artistic and Creative Practice“. Ziel ist unter anderem, über das digitale Zeitalter, über gegenwärtige Perspektiven und Wahrnehmungen zu reflektieren und herauszufinden, welch neue Grundlage ein Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine dem künstlerischen und kreativen Schaffensprozess bietet. Über das Projekt sagt sie:

Die Entwicklung einer neuen Technik, wie eines malenden Roboters, eröffnet mir eine bislang in diesem Maße nicht gekannte künstlerische Freiheit.

Für die Midissage der Ausstellung hat Grayver zwei interdisziplinär arbeitende Medienkünstler und Informatiker vom renommierten Goldsmith College of Art London zu Vorträgen eingeladen: Prof. Frederic Fol Leymarie forscht über Kreativität und künstliche Intelligenz, gerade auch über Roboter, die künstlerische Fertigkeiten ähnlich wie Menschen verrichten können. In seinem Promotionsprojekt entwickelt Daniel Berio Computergraphik- und Robotersysteme, die fähig sind, Spuren, Buchstaben und Muster hervorzubringen, die menschlichen künstlerischen Arbeiten ähneln. Die Midissage am Donnerstag, 16. Mai 2019, beginnt um 17 Uhr im BibCafé der Bibliothek der Universität Konstanz. Beim anschließenden Umtrunk ist Gelegenheit, sich mit den Konstanzer Projektbeteiligten und ihren Londoner Gästen auszutauschen. Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei.

Faktenübersicht:

  • Ausstellung „(Learning) The Grammar of the Act“ von Liat Grayver, Artist in Residence des Kulturwissenschaftlichen Kollegs Konstanz, in Zusammenspiel mit dem Malroboter e-David.
  • Der Malroboter zeichnet die Bewegungen der Menschen, die die Bibliothek der Universität Konstanz im Seitentrakt betreten. Die Zeichnungen entstehen im Zusammenspiel von einprogrammierten Regeln und Freiheitsgraden.
  • Laufzeit: bis Freitag, 24. Mai 2019
  • Ort: BibCafé in der Bibliothek der Universität Konstanz
  • Midissage am Donnerstag, 16. Mai 2019, um 17 Uhr
  • Referenten: Prof. Frederic Fol Leymarie, Daniel Berio (beide vom Goldsmith College of Art London)