Universität KonstanzExzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“

Das Ende der Aushandlungen?

29. September 2019

Plakat

Tagung der Deutschen Gesellschaft für Kultur- und Sozialanthropologie (DGSKA)

Dass Wirklichkeitskonstruktionen und Bedeutungszuschreibungen sozial verhandelt werden, ist in den vergangenen Jahrzehnten zu einem konzeptionellen Grundbestand ethnologischen Arbeitens geworden. Jedoch lässt sich feststellen, dass nur selten ausbuchstabiert wird, was mit dem Begriff der sozialen Aushandlung gemeint ist. Der theoriegeschichtliche Hintergrund dieses Begriffs bleibt meist ebenso implizit wie die Antwort auf die Frage, um welche spezifische Form der soziokulturellen Praxis es sich dabei handelt. Auch wenn Einigkeit darin zu bestehen scheint, dass der Begriff der sozialen Aushandlung auf die Existenz heterogener Perspektiven auf die Welt verweist und zugleich die Annahme zum Ausdruck bringt, dass Realität von den Menschen nicht einfach vorgefunden, sondern von ihnen interaktiv gemacht wird, birgt diese fehlende Konkretisierung die Gefahr in sich, soziale Aushandlung zu einem Platzhalter für vage Ideen über die gesellschaftliche Koproduktion von Wirklichkeit verkommen zu lassen.

Die Tagung setzt sich zum Ziel, die Potentiale und Limitationen des Begriffs der sozialen Aushandlung anhand einer empirienahen Beschäftigung mit der thematischen und regionalen Bandbreite ethnologischer Gegenstandsbereiche herauszuarbeiten. Dabei greift sie die semantische Doppeldeutigkeit des Tagungstitels auf, um sich zum einen der Frage zu widmen, was von sozialen Akteuren in bestimmten Situationen und Kontexten als ‘nicht verhandelbar’ gesetzt wird, sei es aus strategischen Erwägungen, weltanschaulichen Überzeugungen oder aufgrund (über)lebenswichtiger Grundsicherungen. Zum anderen geht es darum, jene Praktiken zu untersuchen, mittels derer die potentiell unbegrenzten Dynamiken sozialer Aushandlungen durch Akte der Schließung zu einem Ende gebracht werden – auch wenn diese Schließung gegebenenfalls nur provisorischen Charakter hat und zu einem späteren Zeitpunkt revidierend zur Disposition gestellt wird.

So-Mi, 29. September-2. Oktober 2019
Universität Konstanz, Raum N.N.

Kontakt

Thomas Kirsch thomas.kirsch[at]uni-konstanz.de