Aleida Assmann über den Max-Planck-Forschungspreis und ihre Pläne
„Die Ausschreibung eines Max-Planck-Forschungspreis zum Forschungsthema „Geschichte und Gedächtnis“ zeigt die anhaltende Aktualität eines neuen Forschungsgebiets, das sich weniger innerhalb als zwischen verschiedenen Einzeldisziplinen wie Neurowissenschaften, Psychologie, Geschichtswissenschaft, Politikwissenschaft, Literaturwissenschaft, Soziologie, Pädagogik, Kunst- und Medienwissenschaft entwickelt hat.
Interdisziplinärer Austausch, Nachwuchsförderung und internationale Kooperationen
Da auf all diesen Gebieten inzwischen intensiv zum Thema der individuellen und kollektiven Erinnerung geforscht wird, kommt es in der jetzigen Phase besonders darauf an, diese Einzelimpulse stärker miteinander zu verschränken. Mit den Mitteln des Preises sollen gezielt Foren des interdisziplinären Austausches geschaffen werden, um der komplexen Thematik der Erinnerung in ihren psychischen, historischen, politischen und symbolisch-kulturellen Dimensionen noch besser gerecht zu werden. Ebenso wichtig ist, dass Arbeitsmöglichkeiten für den wissenschaftlichen Nachwuchs (etwa in Form eines Graduiertenkollegs) geschaffen werden, in denen neue Arbeiten in einem optimalen Umfeld interdisziplinärer Wahrnehmung und Anerkennung entstehen können. Dabei wird es zugleich darauf ankommen, die über Jahre aufgebauten transatlantischen (besonders an der Yale Universität) und europäischen Kontakte (u.a. in Oslo, Prag, Bologna, Gent) verstärkt in die Konstanzer Forschungslandschaft mit einzubinden.
Forschungsfelder
Die anhaltend aktuelle Thematik des Umgangs mit positiven sowie gerade auch belastenden Erinnerungen im biographischen, sozialen und politischen Kontext soll in drei größeren Forschungsfeldern weitergeführt werden:
- die deutsche Erinnerung und gesellschaftliche Integration der Demokratie nach zwei Diktaturen,
- die europäische Erinnerung nach 1945 und 1989, und
- aktuelle außereuropäische Schauplätze, wo die Rückkehr einer traumatischen Vergangenheit die Gesellschaft spaltet und die Perspektive auf eine gemeinsame Zukunft verstellt.“